Was überzeugt zu eine Wechsel?

JuergenS

Mitglied
Hallo Gemeinde,

mich würde interessieren was einen gestandenen (Senior-) Java-Entwickler letztlich überzeugt eine neue Herausforderung anzunehmen. Wenn es mehrere Faktoren gibt (z.B. Gehalt, remote work, Aufgabe, Verantwortung etc.) wäre eine Gewichtung der einzelnen Punkte interessant.

Das Thema ist so vielschichtig und spannend zu gleich :)

Freue mich auf Input!
 

httpdigest

Top Contributor
Das ist wohl die Frage, die so ziemlich jeden Arbeitgeber/Personalleitung und Headhunter nicht schlafen lässt. :)
Die Antwort ist: Da gibt es keine definitive Antwort.
Jeder hat unterschiedliche Gewichtungen und Erwartungen. Zum Beispiel auch: Wie ist die Atmosphäre und die Kultur im Unternehmen (der persönliche Umgang miteinander, gibt es eine Fehlerkultur?, ...).
 

JuergenS

Mitglied
Danke dir. Dass diese Frage Verantwortliche aus den von dir genannten Bereichen interessiert, liegt auf der Hand ;)
Deine Punkte sehe ich auch bei vielen Experten als ausschlaggebend. Ist eben nur die Frage in wie weit man Einblicke in solche Dinge wie Fehlerkultur und wertschätzender Umgang untereinander tatsächlich kriegen kann. Aus meiner Erfahrung mit unterschiedlichen Perspektiven, bekommt man solche Dinge tatsächlich erst im Laufe der Einarbeitung in der Probezeit mit.
Deiner Antwort entnehmen ich daher, dass einem diese Aussichten mitunter schon genügen, korrekt?
 

LimDul

Top Contributor
So wenig hilfreich die Antwort ist: Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job bzgl. bestimmter Punkte. Und genau diese müssen dann besser werden.
 

JuergenS

Mitglied
So wenig hilfreich die Antwort ist: Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job bzgl. bestimmter Punkte. Und genau diese müssen dann besser werden.
Ok, da kommen wir der Sache und dem Kern schon näher :) Das scheint mir auch ein sehr valider -wenn auch eher generischer- Punkt zu sein. Die negativen Dinge treiben einen weg von dort wo man war, in der Hoffnung, dass in Zukunft beim neuen Arbeitgeber genau das besser wird.

Wie schaut es mit eher positiven Aspekten eines Weggangs aus? Man hat dort wo man bisher war alles erreicht und fühlt sich nun weiteren Aufgaben und Verantwortungen gewachsen, weil das beim "alten" nicht möglich ist. Ist das auch ein Faktor?
 

Robert Zenz

Top Contributor
Wie schaut es mit eher positiven Aspekten eines Weggangs aus?
Naja, gibt es so etwas? Rein technisch gesehen geht man ja weg weil es woanders besser ist oder werden soll. Selbst wenn man sagt "ich fuehle mich jetzt groeszeren Projekten gewachsen" impliziert dass immer noch dass die Projekte hier entweder "zu einfach, simpel oder langweilig" sind. Wenn du nicht gerade andere Gruende hast woanders hinzugehen (Umzug aus anderen Gruenden und so weiter), dann wird von einem Berufswechsel doch immer eine Verbesserung erwartet, damit gibt es eine bessere und eine weniger gute Seite an der Sache.

Wenn du "weggegangen wirst" ist das natuerlich eine andere Sache, zum Beispiel Projekt fertig, allgemeines Schulterklopfen, Gratulationen, war nett dich gekannt zu haben. Aber dann suchst du dir ja nicht wirklich freiweillig eine neue Stelle.
 

JuergenS

Mitglied
Naja, gibt es so etwas? Rein technisch gesehen geht man ja weg weil es woanders besser ist oder werden soll.
Das gibt es schon, hatte ich bei eigenen Mitarbeitern schon des öfteren erlebt. Ob es die eigenen Karriere- oder Entwicklungs-Ziele waren, die man beim aktuellen AG nicht verwirklichen konnte oder einfach mal weil man einen Tapetenwechsel an sich wollte. Und klar, technische Langeweile treibt die Leute wirklich in Scharen weg ;)

Eure Antworten werfen auf alle Fälle bisher einiges rein, was ich in der Form so gar nicht mehr in erster Linie auf dem Schirm hatte.
 
M

Mart

Gast
bei meinem dad ist es so dass die Leute keine Zukunft mehr in der Firma sehen und deswegn gehen obwohl bezahlung usw optimal ist
 

LimDul

Top Contributor
Ich mache meine Antwort mal was ausführlicher.

Klar ist - wer wechselt, erhofft sich eine Verbesserung. In der Regel in einem der folgenden Bereiche:

* Gehalt
* Arbeitsklima
* Interessante Aufgaben
* Verantwortung
* Wertschätzung
* Firmenkultur
* Entwicklungsmöglichkeiten
* Reisetätigkeiten
* Home Office Möglichkeiten

Gibt mit Sicherheit noch mehr Punkte. Aber die haben - fast alle - eins gemeinsam. Sie sind nicht messbar/abschätzbar im Voraus. Oder glaubt jemand hier ernsthaft, ein Unternehmen würde nicht mit Arbeitsklima, Verantwortung etc. werben? Ob das zutrifft sieht man in der Regel erst hinterher im Laufe der Zeit. Es gibt nur eine harte Ausnahme - das Gehalt (und bis zu einem gewissen Grad auch Home Office/Reisetätigkeit). Das Gehalt ist im Arbeitsvertrag festgeschrieben (gut in der Regel mit einem variablen Teil) und ist daher messbar.

Das heißt, um jemanden zu einem Wechsel zu bewegen - der immer ein Risiko für beide Seiten ist - muss die Person überzeugt werden, dass der Erwartungswert der obigen Bereiche besser ist, als das was er aktuell hat. Und da ist das Gehalt die einzige objektive Stellschraube mit der man das erhöhen kann. Alles andere sind halt Phrasen.

Das bedeutet aber auch - jemanden der relativ zufrieden mit seinem Job ist, müsste man im wahrsten Sinne des Wortes rauskaufen. Ob das wirklich wirtschaftlich sinnvoll ist (und für die Gehaltsstruktur der Firma gut ist), ist dann eine Frage. Ich kann jetzt mal für mich sprechen. Wenn mir nicht jemand mindestens 40% mehr bietet als ich aktuell verdiene, zucke ich nicht mal. Ich hab aktuell einen Job mit dem ich sehr zufrieden bin. Und hier kommt das zweite Probleme meines Erachtens zum tragen. Geld ist nicht alles. Auch wenn ich oben geschrieben habe, Gehalt ist das einzig messbare. In dem Bereich verdient man als guter Senior genug, dass man nicht wegen ein paar Euro mehr ein Risiko eingehen muss. Dementsprechend ist schwer jemanden mit Geld abzuwerben, wenn die Person recht zufrieden mit ihrem Job ist.

Meines Erachtens laufen die meisten High-Quality Wechsel in dem Bereich über Vitamin B - aka Kontakte ab. Über die Zeit baut man ein berufliches Netzwerk (linkedin, xing) auf. Und da man die Leute kennt, kann man deutlich besser einschätzen, wie diese Soft-Faktoren sind. Was das Risiko verringert. Mein Job-Wechsel vor ca. 4 Jahren begann mit einer E-Mail an einen beruflichen Kontakt "Ich würde gerne zu euch wechseln" und endete neun Tage später mit meiner Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag.

Das heißt, wenn man Leute haben will, sind die besten Wege:
* Vitamin B, das heißt Mitarbeiter werben Mitarbeiter Programme/Bonus-Zahlungen
* Generell ein guter Arbeitgeber sein, damit aktuelle und ehemalige Arbeitnehmer positiv von einem sprechen
* Die Leute an der Uni bzw. durch eine Ausbildung einfangen und in der Firma halten

Abwerbungen über xing & Co sehe ich skeptisch, weil man da mit viel Geld winken muss um gute Leute zu bekommen. Ob sich das rentiert sehe ich als kritisch.
 

httpdigest

Top Contributor
@LimDul ich kann leider nur einmal Liken, sonst hätte ich es mehrmals gemacht. Das stimmt meiner Meinung nach zu 100%. Wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich meine Jobs _ausschließlich_ über Vitamin B bekommen bzw. bin überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht worden.
Headhunter blitzen bei mir _sofort_ ab, weil, wie du schon sehr schön beschriebst, man keine vertrauenswürdige Quelle für die "gefühlte" Qualität des Arbeitgebers/Unternehmens hat. Wenn jemand aus deinem engen Bekanntenkreis - dem du traust - dir sagt "Firma XYZ (wo ich auch arbeite) ist toll, komm' doch einfach hier her." dann hat das für mich ein sehr sehr viel höheres Gewicht.
Frage ist nur: Wie ist denn der Bekannte/Freund in das Unternehmen gekommen? In seinem Fall war es tatsächlich die Uni/FH bzw. das Engagement des Profs, der eine "Kooperation" für Abschlussarbeiten mit der Firma hatte.
Also: auch hier korrekt: Man muss gleich bei den Abschlussarbeiten der Leute anfangen. Natürlich hat man dann noch niemanden mit 10+ Jahren Erfahrung. Aber, entweder ist es im Interesse der Firma, ihre Leute von Anfang an auf ihrem Weg zu begleiten und auszubilden und dann auch attraktiv genug zu sein, um sie halten zu können, oder: die Firma ist es einfach nicht wert, für sie zu arbeiten, weil es ein geldgetriebenes Rein/Raus/Fluktuations-Spielchen ist. Mitarbeiter zu bekommen, ist meiner Meinung nach immer eine Investition in die (ferne) Zukunft. Und jede Investition ist mit Risiken verbunden. Und da gibt es viele Risiken (Mitarbeiter entwickelt sich nicht so, wie man es sich wünscht, Mitarbeiter verlässt die Firma nach der Ausbildung, Mitarbeiter möchte irgendwann mehr/zu viel Geld) . Man muss nur wissen, welches Risiko man gerne eingehen möchte.
 

Neue Themen


Oben