Projektvermittler

TM69

Bekanntes Mitglied
Hallo Leute,

ich melde mich, wie (wahrscheinlich) viele von euch aus meinem Home Office. Ich wollte mal eure Meinung über Vermittlungen von sogenannten Freelancer - Agenturen erfahren, da ich vor kurzem einen Anruf von Hays erhalten habe.

Aber fangen wir mal ganz vorne an. Ich war vor über 10 Jahren eine Zeitlang als Freelancer tätig. Jetzt habe ich einen vor kurzem (mal wieder) einen Anruf von Hays erhalten, ob ich denn an ein Java-Projekt interessiert wäre. Interesses halber, obwohl ich schon lange nicht mehr als Freelancer tätig bin, habe ich mal Interesse signalisiert.

Nachdem sie mir ihr Projekt vorgetragen hatte, kamen wir auf den Stundenpreis zu sprechen. Hierbei kam heraus, mehr als 45 Euro / Std. würden sie nicht bezahlen. Ich persönlich finde diesen Stundenpreis einfach nur lachhaft, da es unter anderem noch nicht mal eine Remote-Projekt war. D.h. Unterkunft würden hierbei nochmal abgehen.

Sind hier evtl. aktuell aktive Freiberufler / Selbständig?
Wie seht ihr die Projektvermittler?
Wie sind eure Erfahrungen?
 

White_Fox

Top Contributor
Ich bin zwar weder selbständig noch habe ich jemals für Hays oder eine ähnliche Bude gearbeitet (ich komme auch nicht aus dem Softwarebereich), aber ich habe bisher auch noch nie etwas ernsthaft Gutes von solchen Firmen gehört.
Wie sollen sie dir auch was vernünftiges bezahlen können? Die können nicht weitaus mehr vom Kunden für deine Arbeit verlangen als der Kunde bezahlen würde, wenn er dich direkt anstellt. Dafür ist jetzt noch ein Dritter im Bunde, der was von der Beute abhaben will, der aber keinen oder nur unbedeutenden Mehrwert schafft.

Aber das, was du da postest, bestätigt exakt das was ich bisher immer nur von anderen gehört habe: lächerlich niedriges bis mittleres Gehalt, bei gleichzeitig überbordenden Zusatzkosten und weiteren Nachteilen, die bundesweite Verfügbarkeit sonst noch mit sich bringt.

Ohne bisher für eine Zeitbude (mehr ist es ja nicht, Projektvermittler klingt halt weniger nach Sklaventreiber) gearbeitet zu haben, mir reicht was ich bisher von solchen Firmen gehört habe und ich habe es mir zum Prinzip gemacht, solche Firmen bei Bewerbungen gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Und ich kann jedem nur raten, dasselbe zu tun.
 

TM69

Bekanntes Mitglied
Wie sollen sie dir auch was vernünftiges bezahlen können? Die können nicht weitaus mehr vom Kunden für deine Arbeit verlangen als der Kunde bezahlen würde, wenn er dich direkt anstellt. Dafür ist jetzt noch ein Dritter im Bunde, der was von der Beute abhaben will, der aber keinen oder nur unbedeutenden Mehrwert schafft.
Ich glaube noch nicht einmal, dass es an den Firmen liegt, ich glaube vielmehr Hays langt hier extrem zu. Wenn ich bedenke vor über 10 Jahren, in meiner Freelancer-Tätigkeit, habe ich bereits 70-80Euro je nach Auftrag erhalten, dann find ich 45Euro etwas lachhaft. Und dann heisst es natürlich in Deutschland Fachkräftemangel. Selbst wenn man den Gulp - Stundensatz - Kalkulator betrachtet.
 
K

kneitzel

Gast
Naja, ich sehe das nicht so negativ. Die bedienen auch nur einen Markt. Wenn man (noch) nicht gut vernetzt ist und über Plattformen wie GULP kein Projekt hat, dann kann das durchaus interessant sein. Hinzu kommt, dass manche Firmen nur über eine ganz kleine Anzahl Anbieter gehen. Da kannst Du als Freelancer gar nicht direkt rein...

Also ist es schlicht eine Frage nach dem Bedarf. Wenn man als Freelancer diesen Bedarf nicht hat und sich selbst gut verkaufen kann (über welchen Weg auch immer): Der braucht so einen Vermittler nicht.
 

M.L.

Top Contributor
Von Vermittlern kann man halten was man will. Aber aus Firmensicht ist Personalgewinnung (Stellenausschreibung, Bearbeiten von Bewerbungen, Gespräche führen,...) keine wertschöpfende Tätigkeit. So gesehen leisten externe Vermittler die HR-Arbeit (*). Und ein Vermittler kann noch mehr Kontakte/Angebote/... haben, die lohnenswert(er) sein könnten.

(*)übertrieben kann man eigene Leute kündigen, über eine eigens gegründete Vermittlung -zu natürlich schlechteren Bedingungen- wieder einstellen.
 

White_Fox

Top Contributor
Naja, ich sehe das nicht so negativ. Die bedienen auch nur einen Markt. Wenn man (noch) nicht gut vernetzt ist und über Plattformen wie GULP kein Projekt hat, dann kann das durchaus interessant sein. Hinzu kommt, dass manche Firmen nur über eine ganz kleine Anzahl Anbieter gehen. Da kannst Du als Freelancer gar nicht direkt rein...
Bei normaler Projektvermittlung, also Auftragnehmer und -geber zusammenbringen und dafür einmalig Provision kassieren, gebe ich dir recht.

Soweit ich informiert bin ist das bei Hays und auch bei Ferchau oder Brunel etwas anders: Die stellen den, der nachher die Arbeit macht, formal bei sich ein und leihen diesen an deren Kunden aus.
Dann sitzt der AN dann 40h auf der Arbeit, während die anderen z.B. nur 35h machen und der AV ist projektgebunden, d.h. wenn die Firma beschließt das Projekt abzublasen ist der AN auch draußen.
Und wie der TS schon sagte: Ein lausiges Gehalt von dem man dann noch eine Zweitunterkunft finanzieren muß.


aus Firmensicht ist Personalgewinnung (Stellenausschreibung, Bearbeiten von Bewerbungen, Gespräche führen,...) keine wertschöpfende Tätigkeit
Das ist zwar richtig, aber die Tätigkeit ist dennoch notwendig. Ja, kann man auslagern, aber dadurch wird aus der Arbeit kein Mehrwert generiert und die Kosten trägt die Firma trotzdem, auch wenn jemand anderes die Arbeit tut. Die Tätigkeit wird dadurch in keiner Weise wertschöpfend.
Es sitzt nur noch jemand im Boot der ebenfalls die Hand aufhält.

Aber solange es Leute gibt die das mitmachen, wird es das wohl auch weiter geben. Oder man findet zum Thema Arbeitnehmerüberlassung wieder zu den Regelungen aus den 80ern zurück.


(*)übertrieben kann man eigene Leute kündigen, über eine eigens gegründete Vermittlung -zu natürlich schlechteren Bedingungen- wieder einstellen.
Das ist bei Bosch, Continental oder auch Opel schon mehr oder weniger länger so. Konzerneigene Personalvermittlung, deren Personal aber nicht nach Tarif bezahlt wird.
 
K

kneitzel

Gast
Bei normaler Projektvermittlung, also Auftragnehmer und -geber zusammenbringen und dafür einmalig Provision kassieren, gebe ich dir recht.

Soweit ich informiert bin ist das bei Hays und auch bei Ferchau oder Brunel etwas anders: Die stellen den, der nachher die Arbeit macht, formal bei sich ein und leihen diesen an deren Kunden aus.
Dann sitzt der AN dann 40h auf der Arbeit, während die anderen z.B. nur 35h machen und der AV ist projektgebunden, d.h. wenn die Firma beschließt das Projekt abzublasen ist der AN auch draußen.
Und wie der TS schon sagte: Ein lausiges Gehalt von dem man dann noch eine Zweitunterkunft finanzieren muß.

Da verwechselst du zwei Dinge:
a) Arbeitnehmerüberlassung: da bist du fest angestellt und wirst dann vermittelt. Ist in einem extra Gesetz geregelt ... und hat viele Regeln und Einschränkungen ....

b) Freiberufliche Tätigkeiten bzw. die Vermittlung....

Das was du da ansprichst mit den Arbeitszeiten ist normal. Jeder hat einen Vertrag, den es zu erfüllen gilt. Das ist unabhängig von den Vertragsformen und der Bezahlung.

Bei der AÜ hat der Arbeitnehmer auch einen Arbeitsvertrag. Halt nur mit dem Vermittler. Also wo ist das Problem? Dass es schamlos ausgenutzt wird von gewissen Subjekten ändert erst einmal nichts daran, dass es vom Prinzip her nichts illegales ist. Ebenso bei den Freiberuflern...

Was spricht dagegen, dass ein Unternehmen für Projekte und so sich externes Personal holt? Unter dem Strich ist es ja so, dass dadurch Risiken und Kosten eingespart werden gegenüber internen Mitarbeitern. Daher sollte es eigentlich so sein, dass diese Mitarbeiter teurer sind. Im IT Bereich war dem auch so, zumindest, was ich so mitbekommen habe ... als ich vom Freiberufler zum Internen gewechselt bin, hat die Firma unter dem Strich Geld gespart.

Wenn es günstiger ist, neue Mitarbeiter über das AÜG und Vermittler zu bekommen, dann zeigt das doch einen großen Missstand auf. Das bedeutet ja, dass da Leute für viel Geld eine Arbeit machen, die auch jemand anderes für wenig Geld machen könnte. Das kann man jetzt verhindern, aber dann geht das Unternehmen vor die Hunde, denn ganz offensichtlich sind die Kosten übertrieben hoch.

Starke Betriebsräte und Gewerkschaften sind toll für so überteuerte Arbeitskräfte. Interessant ist dann, das z.B.bei der Verschärfung des AÜG den Gewerkschaften eine Hintertür geöffnet wurde. Diese konnten mit den AG Vertreten Verträge aushandeln, die die Reglungen wieder umgingen... Hat man natürlich bei der IGM sofort gemacht: Sklavenarbeit ist ok, wenn die Sklaven für einen arbeiten.
 

White_Fox

Top Contributor
Was spricht dagegen, dass ein Unternehmen für Projekte und so sich externes Personal holt? [..] Daher sollte es eigentlich so sein, dass diese Mitarbeiter teurer sind.
Naja, vielleicht kommt es auch etwas auf die Branche an. Im IT-Bereich sind einmalige Großprojekte wohl gängig, aber bei Hardwareentwicklung ist das normalerweise keine einmalige Angelegenheit. Wahrscheinlich hab ich deswegen da eine andere Sicht drauf. Soweit ich das bisher mitbekommen habe sind Vermittler in diesem Bereich für AN fast nur nachteilig in dieser Branche. Mal mehr, mal weniger nachteilig, aber von Vorteilen solcher Arbeitsverhältnisse hörte ich definitiv noch nie.


Da verwechselst du zwei Dinge
Auch wenn ich mir über die gesetzlichen Regelungen zu AÜ nicht komplett im Klaren bin: Ich meine, ich kenne den Unterschied zwischen Projektvermittlung und AÜ einigermaßen. Bei dem, was der TS schreibt, wäre ich überrascht wenn Hays tatsächlich nur Projektvermittlung im Sinn hatte.
 

Schuriko

Bekanntes Mitglied
Wie sollen sie dir auch was vernünftiges bezahlen können? Die können nicht weitaus mehr vom Kunden für deine Arbeit verlangen als der Kunde bezahlen würde, wenn er dich direkt anstellt. Dafür ist jetzt noch ein Dritter im Bunde, der was von der Beute abhaben will, der aber keinen oder nur unbedeutenden Mehrwert schafft.
Nein, aber ich habe von Bekannten auch schon gehört, dass das was Hays bekommt und was sie an den Auftragnehmer weitergeben in keiner Relation mehr steht. Soll heißen, möglichst viel vom Kunden bekommen und möglichst wenig an Auftragnehmer weitergeben.
 

Schuriko

Bekanntes Mitglied
Naja, ich sehe das nicht so negativ. Die bedienen auch nur einen Markt. Wenn man (noch) nicht gut vernetzt ist und über Plattformen wie GULP kein Projekt hat, dann kann das durchaus interessant sein.
Hays ist auch nicht vernetzt. Wer auch immer dir dieses eingeredet hat. Hays fordert von seinen Auftragnehmern Referenzen (durchaus legitim) und fragen dann über diese Referenzen für andere Profile nach. Aber, ich denke mal, so machen es alle HR - Agenturen.
 
K

kneitzel

Gast
Hays ist auch nicht vernetzt. Wer auch immer dir dieses eingeredet hat. Hays fordert von seinen Auftragnehmern Referenzen (durchaus legitim) und fragen dann über diese Referenzen für andere Profile nach. Aber, ich denke mal, so machen es alle HR - Agenturen.
Also Hays kenne ich nicht im Detail, aber dieses "nicht vernetzt" würde ich mit meinen Erfahrungen als extrem minimal einstufen.
- Wie viele Consultants haben die in wie vielen Projekten bei wie vielen Kunden? Damit haben sie bei x Kunden direkt den Fuß in der Tür.
- Wie groß ist Hays? Vom Namen her kommt es mir bekannt vor, also werden sie wohl nicht zu klein sein. Damit kommen sie schon in eine Position, dass mit Ihnen eher verhandelt wird als mit einem dahergelaufenen Freelancer. (Sorry, das ist ganz klar die Erfahrung, die ich in vielen Jahren sammeln durfte. Die Firma. für die ich lange tätig war, hat auch nur mit einer ganz kleinen Anzahl Vermittler gesprochen und nur über diese sind Leute überhaupt in Projekte gekommen.

Nein, aber ich habe von Bekannten auch schon gehört, dass das was Hays bekommt und was sie an den Auftragnehmer weitergeben in keiner Relation mehr steht. Soll heißen, möglichst viel vom Kunden bekommen und möglichst wenig an Auftragnehmer weitergeben.

Ja, Firmen sind alles böse. Kosten minimieren und Gewinn maximieren. Also am Besten gar nicht für irgend eine Firma arbeiten. Ansonsten bekommst Du das eigentlich bei jeder Firma mit, dass das ja alles in keiner Relation steht (aus Sicht von Laien). Also ich kenne Hays nicht nur wenn das, was Du sagen würdest, wahr wäre: wieso sind die noch im Geschäft? Da könnte dann doch jemand den Leuten mehr bezahlen und zugleich weniger verlangen ... An der fehlenden Konkurrenz wird es wohl kaum liegen :)
 

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